Schon seit einiger Zeit geplant, habe ich am Freitag meinen Rucksack gepackt mit dem Ziel eine Nacht alleine im Wald zu verbringen. Die Wetterprognose für die Nacht war hervorragend: Warm mit einer kleinen Chance für ein kurzes Gewitter. Die Hülle des Militärschlafsacks wird mich und den Schlafsack bei einem kurzen Gewitter schützen und für einen trockenen Kopf habe ich einen Schirm eingepackt. Neben der Isomatte, Kissen, Sackmesser und Toilettenpapier hatte ich nur noch einige Früchte und Wasser mit dabei. Stichwort Minimalismus. Beim Minimalismus geht es darum, nur das zu besitzen oder mitzunehmen, was Dir wirklich Freude bereitet oder nützlich ist. 

Am Nachmittag machte ich mich mit meinem E-Bike auf den Weg Richtung Pfannenstiel. in Zumikon habe ich bemerkt, dass ich meinen Moskito/Zecken-Spray vergessen hatte. Noch ein kurzer Halt in der Drogerie und nun bin ich ready für mein Abenteuer. Ich bin einige Zeit gemütlich durch die Wälder gefahren bis ich einen geeigneten Platz für “mein Camp” fand. Eine kleines Waldstück mit Fichten, der Boden was durch die vielen Fichtennadeln angenehm weich und ich fühle mich sofort wohl. 

Ich setzte mich zuerst hin und habe einfach die Atmosphäre genossen: Die Luft war angenehm warm, aber nicht zu heiss, die Vögel zwitschernten und die Geräusche des Waldes durch den gelegentlichen Brisen war beruhigend. Einfach schön hier zu sein, dachte ich mir. Die nächsten Stunden verbrachte ich mit planlosen Nichtstun wie z.B. Barfusslaufen auf dem weichen Waldboden, hinlegen und die Baumkronen beobachten oder dem Leben im vermodernden Totholz zuschauen. Es war eine wunderbare achtsame Zeit in der Natur im Hier und Jetzt. 

Kurz vor der Dämmerung wurde der Wind ein wenig stärker und es begann leicht zu regnen. Der Regen war herrlich warm und ich habe die Tropfen auf meiner Haut genossen. Wie angekündigt hörte es nach einigen Minuten wieder auf zu regnen. Mittlerweile wurde es dunkel und das Gezwitscher der Vögel verstummte. Ich legte mich in den Schlafsack und machte es mir gemütlich.  Genüsslich atmete ich die frische Waldluft und hörte dem leisen Geräuschen des Waldes zu. 

Ich war kurz von dem Einschlafen, als ich in der Ferne einige Donner hörte und der Wind wurde nah dis nah stärker. Ein gelegentlicher Blitz erhellte die Dunkelheit. Nun spürte ich einige Regentropfen auf meinem Gesicht, die Donner wurden lauter und die Blitze häufiger. Ich packte meinen Schirm aus, damit ich meinen Kopf und die Öffnung des Schlafsacks vor dem immer stärkeren Regen schützen kann. Mittlerweile fühlte ich mich wie in einer (Wald-)Disco: Blitze und Donner im Sekundentakt, sturmhafte Windböen und das Knacken der Bäume. Der Wind und auch der Regen wurde immer stärker. In Zwischenzeit spürte ich, dass der Schlafsack nass wurde. Der Reissverschluss der Hülle in nicht wasserdicht! Damit hatte ich nicht gerechnet. (Den Schlafsack hatte ich vor wenigen Monaten bei einem Army-Shop online bestellt. Entweder ist die Hülle eine billige Kopie oder die Schweizer Soldaten sind nicht gegen Nässe geschützt…Die beste Armee der Welt :)) Wie kann ich jetzt verhindern, dass der Schlafsack und somit auch ich nicht völlig nass werden und ich bei Sturm und Dunkelheit mein Abenteuer abbrechen muss? Ich setzte mich auf, sodass mir der Schirm so viel Schutz wie möglich gibt und die Hülle drehte ich so weit, damit der Reissverschluss möglichst auf der Seite war. Damit konnte ich Menge von Wasser minimieren, die nach innen drang. In dieser nicht sehr komfortablen Position harrte ich aus. Als ein Blitz mit einem unglaublich lauten Donner in der Nähe einschlug, wurde es mir für einen Moment mulmig. Zum Glück war es immer noch warm und obwohl der Schlafsacks mittlerweile an einigen Stellen feucht oder nass war, habe ich nicht gefroren. Das Zeitgefühl hatte ich verloren. Irgendwann liess der Regen nach und aus dem stürmischen Wind wurde wieder eine Brise. Die Donner hörte ich nur noch aus der Ferne, nur die Blitze erhellten nach wie vor die Nacht. Teilweise dachte ich mir, dass müssen Menschen mit starken Taschenlampen sein. Irgendwann bin ich eingeschlafen und mit den Vögeln das erste Mal aufgewacht. Noch immer müde, schlief ich nochmals ein, bis ich wieder die Wärme der morgendlichen Sonne spürte

Was für eine Nacht! Diese Nacht alleine im Wald hatte ich mir doch ruhiger vorgestellt, aber es war ein geiles Erlebnis. Eine Erkenntnis wurde einmal mehr bestätigt: Ich fühle mich im Wald wohl und geborgen, auch bei einem Gewitter.